Kolumne "Gott und die Welt" / RP

"Schicksalsjahr der Demokratie"

Eher schleichend begann die Sorge. Wann sie sich zum ersten Mal einstellte? Vielleicht als nach den Demos vor etwa einem Jahr, bei denen erstaunlich viele Menschen – in Wesel waren es gut 5000 – gegen Rechts und für Freiheit, Vielfalt und Demokratie friedlich auf die Straßen gingen, sich so recht kein „Anpack" für Nachhaltigkeit im „Schicksalsjahr der Demokratie" einstellen wollte? Oder nach den Wahlen zu den Landesparlamenten in Sachsen, Thüringen und Brandenburg mit nicht geahntem Erstarken der politischen Ränder? Kann das auch der Blick in die europäische Nachbarschaft, Italien, Frankreich, Slowakei und zuletzt Österreich gewesen sein? Oder die Ernüchterung durch die Präsidentschaftswahl in den USA? Zuletzt aufgeschreckt haben mich die Parolen des AFD-Parteitags am letzten Wochenende. Wo es auch immer seinen Anfang nahm, das ungute Gefühl hat sich eingestellt, die Grundlage unseres Zusammenlebens, unsere Demokratie, ist ernsthaft bedroht. Nach dem zweiten Weltkrieg mit Mühe erarbeitet, stellt die demokratische Ordnung, die allen die gleichen Freiheitsrechte garantiert, die ideelle Lebensgrundlage für Gruppen, Verbände, Gemeinden, Kommunen, ja unser ganzes Land dar. Ja, wir sind ein demokratisches Land, haben uns daran gewöhnt demokratische Prinzipien zu berücksichtigen und vorauszusetzen. Bei mir stellt sich die Vermutung ein: wir sind nachlässig geworden. Es ist bedrohlich für unsere Demokratie, wenn Fakten nicht mehr zur Kenntnis genommen und gedeutet, sondern geleugnet oder gar frei erfunden werden dürfen; wenn die einfachste Antwort auf komplexeste Zusammenhänge als die beste gilt, weil sie garantiert, die Komfortzone nicht verlassen zu müssen; wenn gerade junge Menschen kaum noch Mühe aufwenden, sich zu informieren, eine eigene Meinung zu bilden und zu vertreten – und mit anderen Haltungen und Meinungen zu konfrontieren, zu hinterfragen und dadurch weiterzuentwickeln. Nun, ausgerechnet meine katholische Kirche hat so recht wenige demokratische Traditionen. Dennoch: wir leben in einer Demokratie und wir leben Demokratie in unseren Gruppen, Verbänden und Gemeinden, auch in den Strukturen unseres Bistums. Demokratie, gleichermaßen geschätzte wie gefährdete Grundlage unseres Zusammenlebens braucht neue Wertschätzung, echtes „drum-kümmern" von uns allen. Das wäre ein – etwas verspäteter – Neujahrsvorsatz: „Wesel steht für Demokratie, Freiheit und Vielfalt!"
Pfr. Stefan Sühling


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